Das große Finale war vergangenen Samstag in Würzburg – und die Hermann-Lietz-Schule Haubinda war unter den letzten drei Bewerbern um den „Großen Preis des Mittelstandes“, der seit 1994 jährlich stattfindet und ein bundesweiter Wettbewerb für mittelständische Unternehmen ist. Der Preis wird von der Oskar-Patzelt-Stiftung ausgelobt. Niemand kann sich selbst zu diesem Wettbewerb bewerben. Man muss von Dritten nominiert werden.
195 mittelständische Unternehmen und Persönlichkeiten aus der Wettbewerbsregion Thüringen wurden im Jahr 2024 zur Teilnahme am Wettbewerb nominiert. Je Wettbewerbsregion wählen die Juroren der Oskar-Patzelt-Stiftung bis zu drei Preisträger und bis zu fünf Finalisten aus. Die Hermann-Lietz-Schule Haubinda wurde zum 2. Mal seit dem Jahr 2023 zum „Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert. Die Nominierung in diesem Jahr erfolgte unter anderem durch die Nexus GmbH und das Landratsamt Hildburghausen.
Es können kleinere und mittelständische Unternehmen aus den Bereichen Dienstleistung, Handel, Handwerk, Gewerbe sowie Industrie, die die nachfolgenden Kriterien erfüllen, zum Wettbewerb aufgestellt werden:
- mindestens 3-jährige stabile Tätigkeit am Markt
- mindestens 1 Million Euro Umsatz pro Jahr
- mindestens 10 Arbeitsplätze
- frei von kommunaler oder staatlicher Beteiligung
Insgesamt unterziehen 13 Jurys – zwölf die Wettbewerbsregionen vertretende Jurys sowie eine „Bundesjury“ – die nominierten Unternehmen nachfolgenden Kriterien:
- Gesamtentwicklung des Unternehmens,
- Schaffung und Sicherung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen,
- Modernisierung und Innovation,
- Engagement in der Region,
- Service und Kundennähe/Marketing.
Die Beurteilung der Jury ergab für Haubinda folgende Laudatio:
Hermann-Lietz-Schule
Schule im Grünen mit Schülerparlament und Schulverfassungsgericht
Zukunftssicherung in Zeiten demografischen Wandels und hohen Fachkräftemangels ist ohne bestmögliche Bildung und Erziehung jedes einzelnen Kindes und Jugendlichen nicht denkbar. An den Schulen von heute wächst auch der deutsche Mittelstand von morgen heran. Die Hermann-Lietz-Schule in Haubinda leistet dabei Vorbildliches.
Sie hat sich, basierend auf einer reichen Geschichte und bemerkenswerten Gegenwart, mit einem einzigartigen Bildungsangebot als feste Größe im Freistaat Thüringen etabliert. Nach der Wende begonnen als Schulversuch in freier Trägerschaft, vereint die Schule heute auf außergewöhnliche Weise Tradition und Moderne. 440 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 13 aus dem direkten Einzugsgebiet und aus ganz Deutschland lernen hier in einer Gemeinschaft, die von Respekt, Selbstverantwortung, Freiraum und Zusammenhalt geprägt ist. Dafür hat die Schule ein Projekt namens 'Schulstaat Haubinda' entwickelt, in dem Schüler, Lehrer und Angestellte die Schule demokratisch verwalten und in dem ein eigenes Schulverfassungsgericht zur Klärung von Konflikten tätig wird. So wird demokratische Teilhabe erlernt.
Die Schule ist ein leuchtendes Beispiel für nachhaltige Bildung. Sie betreibt eine eigene biozertifizierte Landwirtschaft, deren Produkte sowohl die Schulküche bereichern als auch den Dorfladen in Westhausen versorgen. Ein selbstentwickelter ökologischer Langzeitdünger aus Schafwolle wird sowohl online als auch im eigenen Dorfladen vertrieben. Die Schule deckt ihren Energiebedarf größtenteils über Photovoltaik-Anlagen und plant, zusätzlich Windkraft für die Energieerzeugung zu nutzen. Diese Verbindung von Bildung und Nachhaltigkeit ist ebenso einzigartig wie zukunftsweisend.
Im Zuge der technischen Modernisierung hat die Schule ihren Unterricht auf Online-Plattformen umgestellt und gewährleistete dadurch eine Unterrichtsgarantie während der Corona-Zeit. Alle Klassenräume sind mit digitalen Tafeln und Kamera-Systemen ausgestattet, die eine hybride Unterrichtsgestaltung ermöglichen. Die Schule nutzt eine Photovoltaik-Anlage zur Stromerzeugung und plant die Installation einer Windkraft-anlage.
Die Hermann-Lietz-Schule ist in der schulischen Bildung und Erziehung ein Vorreiter. Sie betreibt eine aktive Verknüpfung von Schule und Wirtschaft, indem sie Unternehmen in die Schule holt und umgekehrt. Regelmäßige Ausbildungs-Info-Messen und ein jährlicher Unternehmer-Abend in Zusammenarbeit mit der Mittelstandsakademie Thüringen ermöglichen einen direkten Austausch zwischen Schülern und Unternehmern.
Die Schule kooperiert seit vielen Jahren mit Unternehmen in der Region sowie mit verschiedenen Hochschulen. Besonders wichtige Kooperationspartner sind die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Universität Erfurt und die Fachhochschule Schmalkalden. Diese Zusammenarbeit dient der Weiterentwicklung des pädagogischen Angebots und des Schulstandortes.
Die Schule hat einen reformpädagogischen Ansatz entwickelt, der auf den Ideen des Reformpädagogen Hermann Lietz basiert und nimmt aktiven Einfluss auf die Gestaltung des Lehrplans in Thüringer Schulen. Insgesamt betrachtet, ist die Hermann-Lietz-Schule in Haubinda mehr als eine Schule: Sie ist ein Ort, an dem Bildung, Nachhaltigkeit, Innovation und Gemeinschaft auf einzigartige Weise zusammenkommen und eine inspirierende Lernumgebung schaffen.
Text: Volker Kilgus
Fotos: siehe Quellangaben
Download-Link: Pressemitteilung Oskar-Patzelt-Stiftung, Großer Preis des Mittelstandes