Lachsfischen, Knäckebrot, Elche, IKEA und Abba: Typische Assoziationen, wenn man an Schweden denkt.
Doch das Land bietet neben leicht verdaulichen Spezialitäten auch eine olfaktorische Herausforderung: Surströmming. Der - harmlos klingende - sauer fermentierte Hering hat es jedoch in sich. Beim Prozess seiner Haltbarmachung entwickelt der Fisch einen intensiven Geruch, der in einer Bandbreite von „Sickergrubenreinigung“ bis „Babywindeln nach 3 Tagen in der Sonne“ von den Schülerinnen und Schülern in Haubinda beschrieben wurde.
Wie kam es dazu, dass die Kinder im Internatsdorf diesem Geruchserlebnis beiwohnen durften? - Es war in der Mensa der monatliche kulinarische Ausflug nach Schweden geplant. Mit Köttbullar (Hackfleischbällchen mit Kartoffelstampf, Erbsen und Preiselbeeren) und einem deftigen Gemüseeintopf. Doch Küchenchef Enrico Engel wollte noch eine Schippe drauflegen und rief zur Surströmming-Challenge auf. Wer sich traute, sollte vor der Mensa an der Delikatesse schnuppern und natürlich auch probieren dürfen.
Viele freuten sich schon seit dem Vortag auf die Mutprobe. Doch als Koch Lars Lehmann den Dosenöffner ansetzt, lichten sich die Reihen blitzartig und einige Zuschauer suchen wegen der austretenden Gase schnell das Weite. Auch der Küchenchef bleibt lieber hinter der geruchssicheren Fensterscheibe und beobachtet die Show mit Abstand.
Viele begeisterte Schülerinnen und Schüler wagen trotzdem das Experiment und beißen tapfer in das große Stück Toastbrot mit dem kleinen Stück Fisch. Insbesondere aus der Grundschule treten viele Interessierte an. Zum Glück stehen jede Menge Eimer bereit, denn bei den meisten Mutigen bleibt der Surströmming nicht lange im Mund. Wer die Spezialität dennoch komplett verspeist, der ist den Rest des Tages vom Geruch verfolgt.
Kontrastprogramm: „Zum Familienabend haben wir Chicken Wings gebraten und für mich roch und schmeckte alles nach dem Surströmming“, berichtete Hausvater David Böhm. „Und wahrscheinlich lässt mich meine Frau heute nur auf dem Sofa schlafen“, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. Ganz sicher bleibt dieser Schweden-Erlebnistag noch lange in geruchlicher Erinnerung.
Text & Fotos: Julia Böhm